
Thrice treten im Backstage auf
Überall zu Hause: Mit „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ meldeten sich die Szenelieblinge von Thrice im Jahr 2016 eindrucksvoll zurück. Am 26. Juni sind sie zu Gast im Backstage.
Es war das Ende der Auszeit, aber kein Ende der Eiszeit. Thrice verabschiedeten sich nach dem äußerst positiv aufgenommenen „Major/Minor“ (2011) gemeinsam und kehrten 2016 gemeinsam zurück. Zwischendrin gab es Soloprojekte, Familiendasein, Jobwechsel. „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ ist also kein nervöser Neuanfang oder der Versuch, einen Scherbenhaufen zu beseitigen. Es ist eine von frischem Wind und gewohntem Scharfsinn angetriebene Rückkehr.
Die Akkus sind wieder aufgeladen. Das erste Aufatmen findet während des Eröffnungsstücks „Hurricane“ statt: Thrice haben nichts von ihrer Intensität verloren. Obwohl sie sich wieder aneinander gewöhnen mussten, gerade weil diesmal die Mitglieder phasenweise von unterschiedlichen Orten aus arbeiteten. Für Frontmann Dustin Kensrue war noch kein Album so politisch orientiert. Bezeichnend, dass gerade die erste Single, das enorm eingängige „Blood On The Sand“, dies deutlich zum Ausdruck bringt.
Statt mit einem dicken Paukenschlag kehren die Rocker, denen immer gerne diverse „Post“-Spielarten in die Schuhe geschoben werden, mit vielen kleinen Änderungen zurück. Sie begeistern mit einem indirekten wie eigenwillen Kommentar auf die Songdienlichkeit, welche sich in die gegenwärtige Rocklandschaft eingenistet hat („Black Honey“). Ähnliches ist aus dem herrlichen Kontrast des Schlusspärchens „Whistleblower“ und „Salt And Shadow“ herauszulesen, die die fehlende Dynamik der Konkurrenz offenlegen.
„To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ setzt eine Klammer um das bisherige Schaffen des vielleicht bestgehüteten Geheimnisses der Alternative-Rock-Welt. Ob die ungestüme Frühphase, das vierteilige Experiment „The Alchemy Index“ (2007/08) oder der in Richtung Grunge tendierende direkte Vorgänger „Major/Minor“ (2011): Thrice wurden insbesondere von den Kritikern immer hoch gehandelt, ohne dass sie je in die Riege der „Weltstars“ vordringen konnten. Und vielleicht ist das gut so. Denn nach einer Auszeit mit einem solch fließenden, unaufgeregten und zugleich aufregenden Werk zurückzukommen, ist auch ohne überzogenen Erfolgsdruck schwer genug.
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