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Einblick in die faszinierende Ausstellung im Museum Fünf Kontinente in München.
© MFK, Nicolai Kästner

Tikimania – Bernd Zimmer, die Marquesas-Inseln und der europäische Traum von der Südsee

1. Oktober 2020

Tiki, das sind diese eindrucksvollen polynesischen Figuren mit ihren großen Augen und deutlich erkennbaren Lippen. In der Sprache der Bewohner der Marquesas-Inseln in der Südsee und anderen Teilen Polynesiens bezeichnet tiki die aus Holz, Knochen oder Zahn geschnitzte Figur sowie die aus Stein gehauene Skulptur. Als Verb bedeutet es „schnitzen“ und „zeichnen“. Tiki sind das alles beherrschende und weitverbreitete Stilelement der Kunst der Marquesas-Inseln. Zu finden freistehend auf Kultplattformen, als Hauspfosten oder als Verzierungen auf Gegenständen.

Mancherorts ist Tiki in der Mythologie der erste Mensch und damit auch der erste Vorfahr. Konnotationen von Fruchtbarkeit und Ehrfurcht gebietender übernatürlicher Macht schwingen oft mit. Die aktuelle Ausstellung „Tikimania“ im Museum Fünf Kontinente vereint traditionelle Kunstobjekte der Südsee mit den Werken des international bekannten und vielfach ausgezeichneten Malers Bernd Zimmer.

Der Reiz einer fernen Welt

Bernd Zimmers Faszination für die Südsee begann in seiner Jugend mit der Lektüre von Werken Herman Melvilles, Robert Louis Stevensons und Jack Londons. Durch die Wertschätzung für Leben und Werk des Künstlers Paul Gauguin wurde sie wachgehalten. 1995 bereiste er die Marquesas-Inseln in Französisch-Polynesien – im Kopf die Imaginationen, welche Schriftsteller und Maler in Wort und Bild von der Region geschaffen hatten. Inspiriert von den Eindrücken auf den Marquesas schuf Bernd Zimmer nach seiner Rückkehr einen Zyklus von Gemälden, Holzschnitten und Plastiken, die im Zentrum dieser Ausstellung stehen.

Darüberhinaus erweitert „Tikimania“ die Perspektive der gesammelten Kultobjekte und der Arbeiten Zimmers auch um eine dritte Dimension. Jene der kreativen Neuschöpfungen des US-amerikanischen Tiki-Pop, wie der Titel der Ausstellung „Tikimania“ schon augenzwinkernd verrät. Tiki-Pop bezeichnet dabei die als Schnitzdekor, Architekturelement und Grafik entwickelten Tiki-Darstellungen in den USA mit spezieller, eigener Ästhetik. Gespeist aus den romantisch-populären Südsee-Vorstellungen (Rumcocktails, Blumenhalsketten, Strandgut-Look) der westlichen Zivilisationen. Am Beispiel von Bernd Zimmers Kunstwerken, den Marquesas-Objekten der Sammlung des Museums Fünf Kontinente sowie den kreativen Neuschöpfungen des Tiki-Pop wird gezeigt, was ein Tiki alles sein kann.

Unser Traumbild von der Südsee

Neben Materialität und Ikonographie der Tiki waren es jedoch weitere (vermeintliche) Charakteristika der marquesanischen Kultur, welche westliche Vorstellungen und Phantasien anregten und in Form einer „Mania“ oder Obsession immer wieder, bis heute, aufgegriffen wurden.

Zu diesen Topoi gehört das der paradiesischen Inseln mit einem Leben nahe der Natur und ohne die Verderbnis der westlichen Zivilisation. Aber auch jenes des Kannibalismus, der „Inseln der Menschenfresser“. Die Ausstellung spürt daher auch dem Phänomen der europäischen Rezeption nach. Sie setzt die Werke Bernd Zimmers mit der Forschung über die Marquesas-Inseln und den wirkmächtigen westlichen Phantasien in Beziehung. Die faszinierende Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar 2021 im Museum Fünf Kontinente in München zu sehen.

Museum Fünf Kontinente
Maximilianstr. 42, 80538 München
www.museum-fuenf-kontinente.de

Öffnungszeiten:
Dienstags bis Sonntags 9.30 bis 17.30 Uhr

Bernd Zimmer und die Südsee

Bild 1 von 6

1995 bereiste er die Marquesas-Inseln in Französisch- Polynesien – im Kopf die Imaginationen, welche Schriftsteller und Maler in Wort und Bild von der Region geschaffen hatten.
© Bernd Zimmer, VG Bild-Kunst, Bonn 2020


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