Metamodern Grotesk. Digitale Kunst von Alfred Stoll
Kunstausstellung im Haus des Deutschen Ostens vom 14. September bis 28. Oktober 2022
Im Zeitalter der globalen Digitalisierung und der Gadgets verliert die klassische Kunst zunehmend an Bedeutung. Alfred Stoll verwendet visuelle „Fragmente“ der europäischen Kultur von der Antike bis zum 20. Jahrhundert – Mythos-Bilder, künstlerische Techniken und Stile, die verfremdet und im digitalen Raum neu kombiniert werden. Das faszinierende Mosaik, das dabei entsteht, feiert die Schönheit und Exzellenz des Vergangenen, reflektiert die Gegenwart und strahlt in die Zukunft aus. Die Ausstellung, die ab 14. September 2022 im Haus des Deutschen Ostens München zu sehen ist, präsentiert eine Auswahl aus seinem Werk.
Die aktuelle Ausstellung versteht sich als eine „Retrospektive der Groteske“ in der europäischen Kunst. Alfred Stolls Grafik, seine digitalen 3D-Objekte und Wandprojektionen sind ästhetische Experimente, bei denen die „hohen“ und „niederen“ Kunstformen zu einem Ganzen verschmelzen, die etablierte Wertung der kanonisierten Kunstwerke im Modus der Post-Ironie hinterfragt wird und im Gegenzug das bisher Unterschätzte Anerkennung erfährt. So wird das metamoderne Prinzip der „Gleichzeitigkeit“ der Gegensätze gewahrt und ein „Gleichgewicht“ zwischen ihnen hergestellt, bei dem es weder Wahrheit noch Lüge, weder Vernunft noch Irrationalität, weder Tragisches noch Komisches, sondern nur „Schwingungen“ von einem Pol zum anderen gibt. Der Betrachter wird dabei mit einer durch neue mediale Technologien generierten, endlos reproduzierbaren und historisch nicht verortbaren Fantasy-Welt konfrontiert.
Dahinter verbirgt sich eine Art Programm der Ästhetisierung der Realität, wobei sie durch die digitale Wirklichkeit zeitweise ersetzt oder ergänzt wird. Diese Virtual Reality und Augmented Reality (AR) – will heißen: virtuelle und erweiterte Realität – markieren ein „Dazwischen“ als Existenz-Raum des Menschen von heute, wobei die Erfahrung des Multi-Medialen mit der des Physisch-Realen wetteifert und der Begriff des Objektiven radikal hinterfragt wird. Der Künstler inszeniert sich dabei als ein „neuer Demiurg“: seine Identität ist ein nichtabschließbarer ästhetischer Prozess und wird anhand, auch digital erzeugter, fluider Masken als „Versteck-Spiel“ permanent performt.
Metamodern Grotesk ist ein aktueller Kunst- und Designstil. Alfred Stoll interagiert mit Kunstobjekten in klassischen, digitalen und Augmented- und Mixed-Reality-Formaten. In seinen Bildern und Collagen verwendet er keine analogen Werkzeuge wie Pinsel und Leinwand. Stattdessen besteht sein Schaffensprozess aus einer Kombination von Techniken, die die neuen Medien ermöglichen: Farbumkehrung, Doppelbelichtung, Verzerrung, mehrfache Überlagerung, Stilisierung, Motion, Videocollage, AR und MR. Eine Grundmethodik für ihre Anwendung gibt es nicht. Alfred Stolls digitales Labor sind sein Smartphone und sein Laptop – sie sind immer dabei, einfach zu bedienen und erfordern vom Künstler nichts außer Experimentierfreude.
Der digitale Künstler Alfred Stoll wurde 1993 in einer deutschen Familie in Kasachstan geboren und lebt seit 2017 in Bayern. Seit 2020 experimentiert er mit Neuen Medien und entwickelt Werke im Metamodernism-Stil. 2021–2022 stellte Alfred Stoll in der Roten Galerie und in der Kulturwerkstatt Auf AEG (beide in Nürnberg) aus. Alfred Stoll ist ein Künstlername, den Aleksej Gluhov kurz vor seinem Umzug nach Deutschland wählte.
Die Ausstellungseröffnung ist am 13. September um 18.00 Uhr im Haus des Deutschen Ostens im Beisein des Künstlers. Es gibt es eine musikalische Darbietung von Rosetta Schade an der Harfe.
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