
Wahn, überall Wahn
Die Tiroler Festspiele Erl im Dezember und Januar

Der Winter naht, und mit ihm zieht mehr als nur eine gewisse geistige Unruhe in die Tiroler Festspiele ein. Denn diesen Winter geht es in Erl um den Wahnsinn.
Donizettis „Lucia di Lammermoor„, inszeniert von Louisa Proske und am 27. Dezember sowie am 2. und 4. Januar zu erleben, hängt dieser gleich mehrfach an. Die Titelheldin verfällt ihm in jener atemberaubend, treffend „Wahnsinns-Arie“ genannten Todesszene. Die Arie ist nicht nur wahnsinnig schön und wahnsinnig schwer, sondern wird obendrein von einer Glasharmonika begleitet. Ein Instrument, dem man einst nachsagte, es mache verrückt (vor allem, wenn man es nach Mitternacht spiele). Dass Donizetti selbst seine letzten Jahre in einer Heilanstalt verbrachte, sei nur nebenbei erwähnt.
Doch der Reigen des Irrsinns dreht sich weiter! Die Musicbanda Franui widmet sich am 3. Januar Schumanns „Geistervariationen“. Der Komponist, der eines Nachts im Pyjama in den Rhein sprang, war überzeugt, das Thema sei ihm aus dem Jenseits in die Feder diktiert worden.
Zum Glück gibt es aber auch noch andere Formen der Entrückung. Die Festspiele Erl bieten reichlich Gelegenheit für festlichen Überschwang. Beim Familienkonzert Applaus für die Gebrüder Strauß am 14. Dezember wird gewalzt, dass die Böden wanken. Gerüchten zufolge soll ein prominenter Tenor als Überraschungsgast erscheinen!
Klassiker, selten gespieltes und musikalischer Übermut
Busonis selten gespieltes Violinkonzert trifft am 6. Januar auf Beethovens „Neunte“, und Schauspielerin Caroline Peters liest am 4. Januar aus Gesine Baurs Callas-Biographie – begleitet von Mariko Hara an der Viola und Pianistin Sarah Tysman.
Den Jahreswechsel ziert traditionell musikalischer Übermut: Marina Rebeka wird im Silvesterkonzert am 31. Dezember mit Werken von Verdi, Puccini, Bellini, Gounod und Tschaikowski zu erleben sein, Chefdirigent Asher Fisch dirigiert im Neujahrskonzert Strauß, Brahms und Kodály.
Den krönenden Höhepunkt aber liefert Jessica Pratt am 28. Dezember als traumwandelnde Sonnambula – Belcanto in einer schönsten Form, irgendwo zwischen Schlaf und Ekstase.
Ein Programm also, das seinem Thema alle Ehre macht – ein wahrer Wahnsinn!
Weitere Informationen finden Sie außerdem auf der Webseite der Tiroler Festspiele Erl und natürlich in unserem Kalender.
Weiteres in der Rubrik Oper & Operette und auf der Seite Oper & Operette.
