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Die Pflege in München braucht Zukunft.
© iankelsall1 / pixabay

München – So stehts um die Pflegebranche

25. April 2022

An vielen Orten in Deutschland sind Krankenhäuser und andere Pflegeeinrichtungen vollkommen überfordert – es herrscht akuter Personalmangel. Dies ist bereits seit einigen Jahren der Fall, die Problematik wird allerdings zunehmend schlimmer und die eher kleineren Reformen in der Vergangenheit haben bis dato noch keine großen Veränderungen mit sich gebracht. Aus immer mehr Bereichen in der Branche hört man daher Hilferufe, da die Belastung für die einzelnen Pfleger sich stetig weiter erhöht und auch in naher Zukunft keinerlei Entlastung in Sicht ist. Zum Teil spielen auch schlechte Arbeitsbedingungen und eine zu geringe Bezahlung noch mit rein, was die Situation nicht besser macht.

Wie sieht es diesbezüglich aktuell im Ballungsraum München aus? Wie ist die Lage in der bayrischen Hauptstadt? Gibt es dort einen Unterschied zu der Situation im ländlichen Raum? Sehen wir uns das in diesem Beitrag etwas genauer an.

Drastischer Personalengpass in München

Bereits vor der Covid-19-Pandemie herrschte ein enormer Personalmangel in Münchens Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Schuld sind unter anderem der demografische Wandel, fehlender Nachwuchs und unattraktive Arbeitsbedingungen sowie eine schlechte Bezahlung. Es gibt immer mehr alte Menschen, die pflegebedürftig werden und viele erfahrene Pflegekräfte, die aufgrund des Alters in Rente gehen, während es deutlich zu wenige Auszubildende in diesem Bereich gibt. Und dass trotz der relativ guten Karrierechancen – nach der generalisierten Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann gibt es diverse Weiterbildungsmöglichkeiten. Selbst die Bezahlung während dieser neuen Ausbildung wurde eigentlich erhöht.

Dennoch, insbesondere München als großer Ballungsraum steht besonders schlecht dar. Schließlich ist das Leben dort deutlich teurer als auf dem Land, was zur Folge hat, dass weniger alte und bedürftige Menschen zu Hause von Angehörigen gepflegt werden können. Diese müssen schließlich auch Geld verdienen, um leben zu können. Das gilt selbstverständlich auch für die Pflegekräfte selbst, die wegen der häufig geringen Bezahlung kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können und zusätzlich noch die immense Belastung und wenig Freizeit in Kauf nehmen müssen.

Die Pandemie über die letzten zwei Jahre dürfte die gesamte Situation des Personalmangels im Übrigen noch verschärft haben – auch wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. In den Medien hat man in dieser Zeit zur bestehenden Situation in der Pflege besonders viel gehört – deutlich mehr als je zuvor. Ob dies möglicherweise Anlass zur Veränderung gibt? Man weiß es nicht.

Was sind denn die konkreten Probleme in der Pflege in München?

Wie bereits erwähnt ist das größte Problem sicherlich, dass für die Pflege viel zu wenige Fachkräfte nachkommen – deutschlandweit, nicht nur in München.

Die Voraussetzung bestimmter Qualifizierungen zur Teilnahme an der neuen, generalistischen Pflegeausbildung, welche es seit Januar 2020 gibt, schreckt viele Schulabgänger ab. In Zeiten von akutem Personalmangel sollten diese aber eher angelockt werden. Hier versagt bereits das Recruiting massiv. Tatsächlich sind die Zugangsvoraussetzungen nämlich gar nicht so streng.

Auch die Arbeitszeiten, die hohe Belastung und damit verbunden die eher schlechte Work Life Balance, sind nicht allzu attraktiv für potenzielle neue Fachkräfte, die so dringend benötigt werden. Zum aktuellen Zeitpunkt tragen einige wenige Pfleger gemeinsam die große Verantwortung, allen Patienten im gleichen und nötigen Maße gerecht zu werden. Werden Sie dafür jedoch besser entlohnt? Leider nicht – selbst wenn es sich um examinierte Pflegekräfte handelt.

Stattdessen machen sie Überstunden, haben wenig Freizeit und Urlaub und müssen dann noch jederzeit damit rechnen, dass sich der Dienstplan nochmal ändert, weil aus irgendwelchen Gründen ihre Kollegen ausfallen. Zeit für die Familie und für Freunde oder Hobbies bleibt dabei nicht mehr viel. Einige beklagen daher sogar, dass das Examen sie karrieretechnisch überhaupt nicht weitergebracht hat und sie sich dieses hätten sparen können.

Dies alles wird natürlich häufig nach außen getragen und vermittelt denjenigen, die theoretisch Interesse am Einstieg in den Beruf hätten, dass sie sich lieber doch nach einer Alternative umsehen sollten. Viele Schüler lassen offen verlauten, dass sie zwar gerne später im medizinischen Bereich arbeiten und damit Menschen helfen würden, es aber wegen der schlechten Perspektive nicht machen werden. Eine fatale Sache. Das müsste nicht sein, wenn es den momentanen Fachkräften besser gehen würde und dies auch entsprechend bekannt wäre.

Was muss zur Verbesserung der Situation getan werden?

Natürlich wird diese Problematik bereits seit Jahren beklagt – deutschlandweit, von vielen Kliniken und Einrichtungen, die so massiv betroffen sind. Getan hat sich bis dato noch nicht viel. Es gab natürlich immer wieder kleine Reformen, diese haben jedoch nicht viel verändert. Auch die während der Pandemie angekündigten Entlastungen sind bisher nur teilweise veranlasst worden – viele Pfleger haben noch kein Geld erhalten.

Es müssten zudem natürlich auch grundsätzliche Veränderungen bezüglich der Arbeitszeiten sowie der -bedingungen geschaffen werden, damit die momentan verfügbaren Fachkräfte schnellstmöglich entlastet werden. Anschließend müssen unbedingt mehr Auszubildende angelockt werden, was durch den vereinfachten Zugang zur Ausbildung und über stetige Aufklärung gemacht werden muss. Jeder braucht die gleichen Chancen, in den Beruf einsteigen zu können, und muss dann wissen, dass die Arbeitsbedingungen akzeptabel sind. Daran mitwirken müssen sowohl Politik als auch Kostenträger und Verbände – alle gemeinsam. Ist dies nicht bald der Fall, wird es weiterhin zu keinen relevanten Veränderungen und somit zu keiner Verbesserung der Situation führen – im Gegenteil.

Fazit

Ob nun München oder Berlin, in ganz Deutschland herrscht ein Fachkräftemangel. Nicht nur die Pflege ist betroffen, auch weitere Branchen. Aber insbesondere in der Pflege geht es um Menschenleben, die gerettet werden müssen. Wenn nun immer weniger Pflegekräfte zur Verfügung stehen, wird dies zu einer unlösbaren Situation. Pfleger aus dem Ausland zu holen ist keine nachhaltige Lösung, auch wenn dies gerne gemacht wird. Die Sprachbarriere und unterschiedliche Standards führen schnell zu Problemen. Und auch wenn besonders in Ballungsräumen mehr Fachkräfte gebraucht werden – auch auf dem Land müssen Praxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausreichend besetzt sein. Ausländische Pflegekräfte hingegen wollen oft priorisiert in die Städte, womit es auf dem Land wieder zu Problemen kommen kann. Alles in allem müssen demnach umfassende Reformen her, die die gesamte Problematik im Kern angehen und nicht nur kleine Feuerchen löschen.


Weiteres in der Rubrik Sonstiges und auf der Seite Sonstiges in und um München.