Veranstaltungen für Naturfreunde und Gartenliebhaber – Die Gartenschauen in Bayern
Duftende Blumen, üppiges Grün, glitzernde Wasserflächen, ertragreiche Gemüsesorten, Gastronomie und Kulturveranstaltungen – eine Gartenschau lädt mit ihrer blühenden Pracht Naturliebhaber zum Spazierengehen, Betrachten und Verweilen ein. Hier holen sich Gartenfreunde Anregungen für die Gestaltung der eigenen Beete und Rabatte. Selbst wenn die Gartenschau längst beendet ist, bleibt die Erinnerung von Dauer. Denn für die Schau neu angelegte oder umgestaltete Parkanlagen erfreuen die Menschen noch Jahre später. Auch in Bayern ziehen große und kleine Gartenschauen regelmäßig tausende Besucher an.
Von der offenen Gartenpforte zum Erholungspark
Die Tradition der Gartenschau reicht in Deutschland weit zurück. Schon vor Jahrhunderten wurden private Gärten kurzzeitig für Besucher geöffnet. Dieser Brauch wird heute noch vielerorts gepflegt als „Tag der offenen Gärten.“ Ab Mitte des 19. Jahrhunderts veranstaltete man als Verkaufsausstellungen angelegte kurzzeitige Blumenschauen. Die erste Internationale Land- und Gartenbauausstellung fand 1865 in Erfurt statt und dauerte nur 8 Tage. Erstmals ein dauerhafter Erholungspark angelegt wurde 1939 zur Reichsgartenschau auf dem Killesberg in Stuttgart. Seit 1951 sind wechselnde deutsche Städte Ausrichter der im Zweijahresabstand stattfindenden Bundesgartenschau. (BUGA) Die erste BUGA in Bayern war gleichzeitig die mit der höchsten Besucherzahl: 11,5 Millionen Menschen besuchten 1983 die BUGA in München, davon bis zu 250.000 an einem Tag. Neben der auf Bundesebene veranstalteten BUGA gibt es weitere Gartenschauen der einzelnen Länder. Die erste bayrische Landesgartenschau fand 1980 in Neu-Ulm statt und wird seitdem alle zwei Jahre von einer anderen bayrischen Stadt ausgerichtet. Zu diesem Zweck wurde bereits 1978 die gemeinnützige Bayerische Landesgartenschau GmbH gegründet.
Das Land Bayern förderte jede Landesgartenschau mit einem Höchstbetrag von bis zu 3,6 Mio Euro, ab 2022 sind es 5 Mio Euro. Die etwas kleiner angelegten Regionalgartenschauen „Natur in der Stadt / Gemeinde“ ziehen ebenfalls zahlreiche Besucher an und werden jeweils mit bis zu 1,6 Mio Euro gefördert.
Von der Pflicht zur Kür
Nach Art. 37 Abs. 2 des Bayerischen Naturschutzgesetzes sind Staat und Kommunen verpflichtet, Erholungseinrichtungen zu schaffen. Im Rahmen von Gartenschauen werden zusammenhängende Grünzonen in bayrischen Städten und Gemeinden errichtet. Indem sie Stadtklima und Lebensbedingungen für heimische Flora und Fauna verbessern, erhöhen Gartenschauen den Erholungswert der Region und tragen damit zur Erfüllung des genannten Auftrages bei. Doch eine Landes- oder Regionalgartenschau erfüllt nicht nur gesetzliche Verpflichtungen. Die Gartenschau als Teil der kommunalen Entwicklungspolitik bietet viele weitere Vorteile:
- Verschönerung und Belebung des Ortsbildes,
- Revitalisierung ökologischer Systeme,
- Beispielhafte Darstellung harmonischer Beziehungen von Natur und Siedlung,
- Aufzeigen von Lösungsbeispielen und Verbesserungsmaßnahmen für regionale Fragen und Probleme,
- Schaffung eines festen Zeitrahmens zur Verwirklichung dieser Maßnahmen,
- Unterstützung lokaler Initiativen der Kommunen,
- Bündelung von Aktivitäten,
- Verbesserung der Möglichkeiten wohnungsnaher Erholung und Begegnung mit der Natur,
- Impulsgeber für private Investitionen,
- Erhöhung des Images der Region und Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung,
- Eindrucksvolle Präsentation der Leistungsfähigkeit des bayrischen Garten- und Landschaftsbaus,
- Information der Besucher über naturnahes Gärtnern, Umweltgestaltung, Naturschutz und Landschaftspflege,
- Gezielte Förderung des Tourismus in der Region,
- Raum und Bühne für Kunst und Kultur,
- Zusätzliche Einnahmen für Hotels, Gastronomie und Gewerbe,
- Gartenschauen sind ein besonderes Fest für Kommune und Region.
Der Impuls einer Bundes-, Landes- oder Regionalgartenschau für die veranstaltende Kommune ist so immens, dass sich jedes Jahr zahlreiche Städte und Gemeinden als Ausrichter bewerben. Natürlich ist es verlockend, Projekte wie Revitalisierung von Brachflächen, Schaffung von wohnortnahen Erholungsgebieten und Lehrpfaden im Rahmen des Natur- und Landschaftsschutzes und ähnliche Konzepte mit Landesmitteln des Freistaates fördern zu lassen. Auf diese Weise bekommen auch kreative Ideen eine Chance, die Gemeinde oder Stadt allein nie verwirklichen könnten. Nach Ortsbesichtigung und Beratung durch Fachgremien entscheiden die Bayrischen Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über die Vergabe. Jede Gartenschau hinterlässt ein bleibendes Erbe. Die neugestalteten bzw. -geschaffenen Grünflächen und Parkanlagen tragen auch Jahre später noch zur Erholung und Entspannung der Menschen bei. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung.
Landesgartenschauen in Bayern
Inklusive der ersten Landesgartenschau in Neu-Ulm 1980 gab es bisher 20 Landesgartenschauen (LGS) und 13 kleine Landesgartenschauen (kLGS) in Bayern. Jede für sich war ein Höhepunkt für die ausrichtenden Kommunen und die umliegenden Regionen. Gern erinnern wir uns zum Beispiel an:
- Die Landesgartenschau 1985 war eine der zentralen Feierlichkeiten zum 2.000-jährigen Stadtjubiläum Augsburgs. Unter dem Motto „Grün im Lebensraum Stadt“ wurden 50 Themen rund um Gartenbau, Naturschutz, Landschaftspflege, Umweltgestaltung und Wohnen mit Blumen und Grün präsentiert.
- 1994 wurde die Landesgartenschau in Hof (Saale) hauptsächlich auf dem Gelände des historischen englischen Landschaftsgartens Theresienstein ausgerichtet. Dafür wurde dieser entsprechend seiner ursprünglichen Bedeutung als Bürgerpark umgestaltet. Der historische Thomas-Pavillon wurde wiedererrichtet, der Botanische Garten neu angelegt sowie der zoologische Garten neu konzipiert und ins LGA-Programm einbezogen.
- Im Jahr 2000 fand in Memmingen im bayrischen Schwaben die Landesgartenschau auf einer ehemaligen Brachfläche statt. Die Gartenschau im dort neu errichteten Erholungsgebiet lockte über 1,3 Millionen Besucher an und zählt damit zu den erfolgreichsten Landesgartenschauen.
- 2006 richteten Marktredwitz und Cheb die erste grenzüberschreitende Landesgartenschau aus. Im bayrischen Marktredwitz wurde eine ehemalige Industriebrache mit Uferbereichen der Kösseln zum Auenpark umgestaltet. Er ist heute ein Naherholungsgebiet und wird für Feste und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im tschechischen Cheb (Eger) wurde das Gelände entlang der Bastionsmauern unterhalb der Stadtburg revitalisiert. Aus Schutthalden und privaten Schrebergärten entstand ein öffentlich zugängliches Naherholungsgebiet und beliebter Veranstaltungsort. Als grenzübergreifendes Element der Landesgartenschau wurde ein Fahrradweg angelegt, der die bayrische und die tschechische Stadt miteinander verbindet.
- Die kleine Landesgartenschau 2019 in Wassertrüdingen fand in der kleinsten Gemeinde statt, die je eine Landesgartenschau ausgerichtet hat. Im nur 6.000 Einwohner zählenden Ort wurden zwei separate Parks geschaffen. Der südlich der Altstadt gelegene Wörnitzpark dient schwerpunktmäßig dem Hochwasserschutz und integriert notwendige Deiche perfekt in die Landschaft. Der nördlich des Stadtzentrums auf einer ehemaligen Bausschuttdeponie errichtete Klingenweiherpark ist Stadtteilpark mit Erlebnisspielplatz und einem fast einen Kilometer langen Weihersteg entlang der drei Weiher. Wörnitzpark und Klingenweiherpark sind durch gut markierte, die Altstadt querende Wege, miteinander verbunden.
- 2021 war Ingolstadt Ausrichter der 33. bayrischen Landesgartenschau. Die Donaustadt hatte bereits 1992 die 6. Landesgartenschau ausgerichtet. Damals entstand u.a. der Klenzepark auf dem Gelände einer verfallenden industriellen Lagerfläche. Ab Juli 2017 wuchs im Nordwesten Ingolstadts ein Naherholungsgebiet für die Bewohner der dicht besiedelten Stadtteile Piusviertel, Hollerstauden und Friedrichshofen sowie für alle Ingolstädter und Besucher der Stadt. Das Motto „Inspiration Natur“ stand hier insbesondere für die Verbindung von Tradition und Fortschritt und die Einbeziehung ökonomischer Landwirtschaft in die Dauerparkgestaltung. Spezielle Sorgfalt wurde auf die Auswahl der Bäume für die Gartenschau gelegt. Eine Apfelbaumwiese beispielsweise kann auch nach Ende der LGA von den Menschen als Streuobstwiese genutzt werden. Auch die Bedeutung des Elements Wasser für die Donaustadt wurde gestalterisch kreativ umgesetzt. Landschaftssee, Wassergärten und Wasserspielplatz dienen der Verbesserung des Kleinklimas und erfreuen große und kleine Besucher. Im Frühjahr 2022 wurde das ehemalige Gelände der 33. Landesgartenschau als frei zugänglicher Piuspark vom Bürgermeister der Stadt an die Bevölkerung übergeben. Die 33. LGA sollte ursprünglich bereits 2020 stattfinden, musste jedoch wegen Corona um ein Jahr verschoben werden. Dadurch gab es 2021 zwei Gartenschauen in Bayern. Parallel zur Ingolstädter LGA richtete Lindau am Bodensee 2021 eine kleine Landesgartenschau aus.
Freuen Sie sich schon jetzt auf die nächsten bayrischen Landesgartenschauen. Diese werden ausgerichtet von Freyung 2023 unter dem Motto „Wald. Weite. Wunderbar“ und von Kirchheim 2024, wo es heißen wird „Zusammen wachsen.“
Und bis dahin erwarten die Parks und Gärten der ehemaligen bayrischen Gartenschauen ihre Besucher. Eine dieser Anlagen befindet sich bestimmt auch in Ihrer Nähe.
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